Flechten sind erkennbar an ihren pelzige, schwammartigen Belag, das Farbspektrum meistens weißlich grau bis in einen grünlichen Farbton, weiter können die Farben von Orange, Braun, Grün, Weiß/Silber ineinander übergehen (Bild 1). Der Flechtenbelag zieht sich über große Stellen der Gehölze und kann auch den gesamten Stammbereich und Triebe einnehmen.
Was ist eine Flechte?
Flechten sind aus botanischer Sicht keine Pflanzen, sie sind eine Gemeinschaft von Algen und Pilzen. Einzeln betrachtet stellen die Algen und Pilze keine Gefahr für die besiedelten Gehölze dar. Pilze und Algen bilden eine Symbiose (griech. „gemeinsam leben“, Wechselbeziehung zwischen verschiedenen Organismen mit gegenseitiger Abhängigkeit), diese ist für beide von Vorteil.
Wasser und Mineralstoffe nimmt der Pilz aus seiner Umgebung auf, kann aber mangels Chlorophyll (Blattgrün, natürliche Farbstoffe, die die Photosynthese betreiben) keine Photosynthese (es werden aus anorganischen Stoffen organische Stoffe mit Hilfe von Licht aufgebaut) durchführen.
Die Photosynthese übernimmt die Alge, sie produziert Zuckerstoffe, kommt mangels Wurzeln nicht an das Wasser und die Mineralstoffe heran, dass wiederum übernimmt der Pilz. Durch die Symbiose ergänzen sich Alge und Pilz, jeder von beiden erfüllt seine Aufgabe.
Wo findet man Flechten?
Neben Gehölze besiedeln Flechten Steine, Baumrinde, verrostetes Metall, Kunststoffe, Felsen, kargen Boden, zwischen den Nadeln von Nadelbäumen, Totholz, die Gartenbank im Garten von GartenBob.de (Bild 2) und (Bild 3) eine Tischplatte die komplett von Flechten überzogen ist.
Die Natur hat auf der Tischplatte ein wahres Kunstwerk errichtet, der Tisch wird benutzt, eine Deko ist nicht nötig, da das Naturkunstwerk nicht zu toppen ist. Flechten bevorzugen Bäume mit saurer Rinde von Birken, Erlen und Fichten oder basenreiche Rinden vom Holunder, Nussbaum oder Spitzahorn.
Einen Unterschied zwischen natürlicher oder künstlicher Umgebung machen Flechten nicht, so findet man sie auf Mauern, Zäunen, Grabsteinen und Dächern. Eine Vielzahl von Flechtenarten sind substratspezifisch, sie wachsen nur auf basischem Gestein wie sauren kalkfreien Silikatgestein wie Basalt, Gneis bzw. Quarz oder auf basischem Gestein wie Dolomit oder Kalkstein.
Flechten können extreme Lebensräume besiedeln, sie können auf blanken Felsen wachsen, auch in einer Höhe von 5000 Meter im Himalaya-Gebirge wurden Flechten gefunden. Man findet Flechten in Wüsten, Mooren, Permafrostgebieten und Heidelandschaften, sie vertragen in Trockenstare Temperaturen von -47 °C und bis zu +80 °C.
Vorteil von Flechtenbewuchs an Gehölzen
Alle Stellen die von Flechten besiedelt sind, können nicht durch andere Pilze, Bakterien sowie weiteren Krankheitserregern befallen werden.
Biologie der Flechten
Die symbiotische Lebensgemeinschaft besteht zwischen einem oder mehreren Pilzen, den Mykobionten, sowie einem oder mehreren Partnern, den Photobionten die die Photosynthese betreiben, Grünalgen oder Cyanobakterien.
Grünalgen werden in der Symbiose als Phykobionten bezeichnet. Die Wuchsform der Flechten entsteht erst in der Symbiose, nur in der Gemeinschaft mit einem Photobionten bilden die Mykobionten die Flechtensäure.
Flechtenkunde bzw. Lichenologie ist die Wissenschaft von den Flechten. Es gibt ca. 25.000 Flechtenarten weltweit, davon kommen ca. 2000 in Mitteleuropa vor. Da der Pilz meistens die Form und Struktur vorgibt, werden die Flechten immer nach dem Pilz benannt.
In einer Flechte können mehrere Photobionten vorhanden sein. Flechten sind nicht anspruchsvoll, da sie geringe Stoffwechselansprüche haben, ausreichend sind geringe Mengen an Mineralstoffen aus Staub, der mit der Luft herbeigeführt wird.
Nährstoffe entnehmen sie auch aus dem Regenwasser oder dem Untergrund. Flechten die auf Bäumen als Epiphyt (Aufsitzpflanzen) wachsen, entnehmen der Pflanze keine Nährstoffe und sind somit keine Parasiten, nur durch die Abdeckung der Flechten wird lediglich die Photosynthese etwas eingeschränkt.