Einen Bauerngarten anlegen – Tradition und Moderne vereint

Wild blühend, duftend, mit vielen Gelegenheiten zum Naschen – ein Bauerngarten ist romantisch und sieht wild und ursprünglich aus. In Wahrheit ist er jedoch perfekt strukturiert und durchgeplant. Seine Üppigkeit entsteht durch eine dichte Bepflanzung mit Blumen, Gemüse und andere Nutzpflanzen, die sich gegenseitig unterstützen und perfekt harmonieren.

Bauerngarten selber anlegen

Hier ist einiges an gärtnerischem Wissen nötig, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Vor allem sollte der Garten so angelegt werden, dass zu jeder Jahreszeit etwas blüht. Ein Bauerngarten unterscheidet sich durchaus von einem reinen Gemüsegarten, bei dem die Reihen und Beete meist nach Pflanzenart sortiert sind.

In einem Bauerngarten herrscht hingegen eine wilde Mischung vor, deren überlegte Struktur sich erst auf den zweiten Blick offenbart. Hat man genügend Platz, kann man sowohl einen Gemüsegarten als auch einen Bauerngarten anlegen. Für letzteren bietet es sich an, ein rechteckiges bzw. quadratisches Stück Garten zu reservieren, wie es der Hamburger Bauerngarten zeigt.

Der Hamburger Bauerngarten

Ein Bauerngarten wurde früher ganz selbstverständlich angelegt, das Wissen wurde immer weitergegeben. Heilpflanzen, essbare Pflanzen und Blumen gediehen harmonisch nebeneinander und versorgten die Familie mit Nahrung und Medizin. Die Struktur der bäuerlichen Gärten wurde 1913 im Botanischen Garten Hamburg aufgegriffen und anhand eines speziell angelegten Schul- und Schaugartens exemplarisch abgebildet. Er ist das Vorbild für alle modernen Bauerngärten.

Bauerngarten anlegen

Der Hamburger Bauerngarten hat in der Regel einen rechteckigen oder quadratischen Grundriss, der durch ein Wegkreuz aufgeteilt ist. Die Mitte wird durch eine besondere Bepflanzung betont, etwa durch einen Obstbaum, eine Rose oder ein rundes Beet. Auch ein Brunnen kann hier aufgestellt werden. Durch den Aufbau ergibt es sich, dass vier separate Beete entstehen, die bepflanzt werden können.

Einzäunen und abtrennen

Der gesamte Bauerngarten wird eingezäunt, zum Beispiel mit einem kleinen Jägerzaun oder einer Hecke. Auch die Wege werden klar von den bepflanzten Flächen abgetrennt, indem sie gemulcht oder mit Kies bedeckt werden. Die einzelnen Beete werden ebenfalls umrandet, und zwar mit kleinen Weidenzäunen oder Lavendel. Früher wurden gerne Buchsbäume als Beetumrandung gepflanzt, doch durch den sich rasant verbreitenden Buchsbaumzünsler, einem Schädling, der sehr schwer zu bekämpfen ist, ist das nicht ratsam. Die Beete können auch mit runden Natursteinen eingefasst werden.

Die Bepflanzung im Bauerngarten

Ein Bauerngarten braucht eine sehr üppige Bepflanzung, damit er seine volle Pracht entfalten kann. Das bedeutet entweder, dass man möglichst im Vorjahr beginnt, Samen zu sammeln und Pflanzen eventuell schon vorzuziehen, oder dass man eben einmal die Investition auf sich nehmen muss. Kleine Obststräucher, Kräuter, Gemüse und vor allem Stauden, die jedes Jahr aufs Neue blühen, geben dem Bauerngarten sein spezifisches Gesicht.

Sonnenbraut

Die Pflanzen wachsen gemischt in den Beeten, was einerseits die Fläche optimal ausnutzt und sich andererseits positiv auf die Gesundheit der Pflanzen auswirkt. Hier können neue Züchtungen und als Sorten ganz selbstverständlich nebeneinander gedeihen und mit ihrer Vielfalt begeistern.

Salbei

Planen

Vor dem Pflanzen steht die Planung. Dafür werden die angelegten Beete ausgemessen und maßstabsgetreu auf Papier übertragen. Jetzt können die gewünschten Pflanzen und natürlich auch unbewegliche Objekte eingezeichnet werden. Es sollte auch notiert werden, welche Bereiche sehr sonnig sind und welche im Schatten liegen, zum Beispiel in der Nähe eines Baumes. Die Pflanzen sollten auch anhand ihrer Wuchshöhe sortiert werden. Höher wachsende werden weiter hinter gepflanzt, niedrige vorn und an den Rändern der Beete.

Johannisbeere

Diese Pflanzen sind perfekte Nachbarn

Beerensträucher und Blumen, die so ausgewählt sind, dass möglichst immer welche blühen, sind die ständigen Bewohner im Bauerngarten. Wechselnde Besucher sind die Gemüse und Kräuter. Beim Gemüse ist es so, dass am besten jedes Jahr reihum der Platz gewechselt wird. So muss man sich nicht merken, welche der Sorten zu den Starkzehrern gehören und schont den Boden durch den Wechsel. Gute Nachbarn sind einander nützlich und fördern den Wuchs. Das sind gängige Beispiele:

  • Buschbohnen vertragen sich sehr gut mit Erdbeeren, Gurken und Tomaten. Erbsen, Lauch und Zwiebeln mögen jedoch nicht in ihrer Nähe stehen.
  • Erbsen sind förderlich für Möhren, Kohlrabi und Kohl. Bohnen, Tomaten und Zwiebeln halten aber lieber Abstand.
  • Erdbeeren vertragen sich nicht mit Kohl, aber besonders gut mit Buschbohnen und Schnittlauch.
  • Fenchel steht gut neben Salbei, Salat und Gurken. Bohnen und Tomaten kommen jedoch lieber in das nächste Beet.
  • Kohlrabi und Möhren verstehen sich mit allen anderen Gemüsen gut.

Ausufernde Gemüse wie Zuccini, Kürbis oder Rüben werden besser in separaten Beeten angebaut, denn unter ihren riesigen Blättern haben die anderen Pflanzen kaum eine Chance, Wasser und Sonne abzubekommen.

Die wahren Wunderkünstler im Bauerngarten sind jedoch die Kräuter. Sie sind nicht nur für uns Menschen eine wahre Wunderwaffe gegen allerlei Zipperlein und kleine Beschwerden, sodass sie die Hausapotheke nahezu ersetzen können, auch für die Gemüse sind sie wertvolle Begleiter und erhalten deren Gesundheit. Hier sind einige Beispiele:

  • Gegen Mehltau und weiße Fliegen ist ein Kraut gewachsen: Basilikum. Der Strauchbasilikum wächst üppig und lockt mit seinen Blüten Dutzende Insekten an. Die Blüten können getrocknet und verzehrt werden, die Blätter des Basilikum werden jedoch am besten durch Einfrieren oder Einlegen in Öl haltbar gemacht.
  • Gegen schwarze Bohnenläuse hilft das Bohnenkraut.
  • Ohne Insekten keine Bestäubung! Borretsch lockt die kleinen Bestäuber an.
  • Wer Ärger mit Blattläusen hat, setzt sich Brennnesseln in die Nähe seiner Obstbäume und Sträucher. Die getrockneten Samen lassen sich übrigens prima im Müsli oder Smoothie verzehren. Sie haben mehr Proteine als Fleisch und sind eine wahre Vitaminbombe. Auch Kapuzinerkresse hilft gegen Läuse und fördert die Gesundheit der Pflanzen.
  • Gegen Pilze und Spinnmilben wirken Zwiebeln.
  • Kohlweißlinge und Möhrenfliegen werden von Rosmarin verjagt.

Das sind nur einige Beispiele für gute Nachbarn im Bauerngarten. Ein Gärtner lernt immer auch durch beobachten und probieren, wie verschiedene Pflanzen an seinem speziellen Standort am besten gepflegt werden können. Der Vorteil eines üppig bepflanzten Bauerngartens: Wird eine Sorte mal nicht so gut, ist es kein Drama, denn es sieht trotzdem noch schön aus. Da die meisten Pflanzen unterschiedliche Schädlinge anlocken, ist mit einem Totalausfall nicht zu rechnen. Man kann ganz in Ruhe warten, bis die entsprechenden Nützlinge in ausreichender Menge auftauchen und seinen Garten dennoch genießen.

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